Ich bin Druckform/ -vorlagenherstellerin und arbeite in einer Zeitungsdruckerei.
Wer die Firma kennt, der weiß, daß ich mit dem Wort "Saftladen" eigentlich
noch untertreibe...:-) Aber egal...
Es geht hoch her, denn das allgemein gebildete Volk möchte ja täglich
mit Informationen und Klatsch versorgt sein. So auch an diesem Tag!
Da extra viele Aufträge anstanden tummelten sich neben mir noch drei
Aushilfen und eilten sich die anstehende Arbeitsflut zu bewältigen.
Wenn "Nicht-Fachleute" einen mit Fragen löchern kann einem schon mal
die Konzentration abhanden kommen... so geschah es mir auch an diesem
Tag... Selbstverständlich werden an sämtlichen Maschinen die bei uns
in der Abteilung Ihr Gnadenbrot bekommen die Wartungsintervalle peinlichst
genau eingehalten... (Anm. was Sarkasmus ist brauche ich hier nicht
extra erklären oder??)
So wunderte ich mich nicht, als aus der Plattenentwicklungsmaschine
ein penetranter Geruch nach Faulenden Gasen sich bemerkbar machte (Kategorie
"faule Eier") Auch ließ der bei uns hoch angesetzte Qualitätsanspruch
der entwickelten Druckbleche mit fortschreitender Stunde stark zu wünschen
übrig. Der grindige Belag der den Blechen anhaftete hatte die Konsistenz
eines ausgedrückten Teenagerpickels. Ich beschwerte mich lautstark bei
meinem Vorgesetzten, warum wieder keine Sau Maschinenpflege betrieben
hätte. In der Hauptproduktion wäre für solcherart Niff-Naff ja wohl
keine Zeit.
Ein Fachkundiger Blick auf die Entwickler- und Fixiererbrühe, welche
schon deutliche Zerfallserscheinungen zeigte, erkennbar am pelzigen
Schimmelbelag der lustlos auf der Oberfläche dümpelte, bestärkte unseren
Verdacht, daß die Plöre nicht Beizeiten gewechselt worden ist.
Also wurde munter weiter produziert und so ein nerviger Arbeitstag nimmt
ja auch irgendwann mal ein Ende, oder?
Der Nachtschicht die gegen 22.00 Uhr anrückte und der die Begeisterung
sprichwörtlich ins Gesicht geschrieben stand gab ich die Anweisung mal
"die Brühe abzulassen" wenn im Laufe der nächsten 2 Stunden Zeit dafür
ist. Zuerst mußte aber ein brandeiliger Auftrach noch durchgenudelt
werden. Erleichtert verließ ich die Stätte des penetranten Geruchs...
Des Rätsels Lösung ereilte mich allerdings am darauffolgenden Tag gegen
14.30 Uhr.
Nachdem mir im Stau, der mir eine halbe Stunde Verspätung einbrachte,
schon sämtliche gute Laune verging, wurde ich erst mal mit den unheilsschwangeren
Worten aus dem Munde des Schichtleiters: "Sag mal...was hast Du Dir
denn gestern gelappt..." begrüßt. Das süffisante Lächeln auf dem Gesicht
einer Kollegin die wohl extra auf Ihren pünktlichen Dienstschluß verzichtet
hatte um dem Anschiß beizuwohnen war mir jedenfalls nicht geheuer.
Fakt: Jemand (also wohl ich) hatte die Nachfülltanks vertauscht. Das
heißt.. die Bleche wurden erst fixiert und dann entwickelt. Das Ergebnis
war mit fortschreitender Plattenausgabe eine immer beschissenere Qualität...
daher auch der ekelerregende Mief nach Verwesung ... und ein fröhlicher
Arbeitsauftakt für die Nachtschicht-Gang, die in Windeseile, nachdem
der Faux-pas endlich durch Zufall bemerkt wurde, das misslungene "Chemische
Experiment" auf den Weg alles Vergänglichen geschickt haben...
Manuela
(Kom.: Jaja. Druck in der Druckerei bedrückt die Druckerin.
:))