Ich hatte mich total auf die einwöchige Studienfahrt nach Paris gefreut.
Den ganzen Tag lief ich durch die Straßen, Notre-Dame, Centre Georges-
Pompidou, Les Halles....Am Ende des Tages war ich völlig am Ende. Ich
freute mich auf die zwanzig Minuten gemütliche Zugfahrt zu meiner Residenz,
etwas außerhalb an der Peripherie gelegen. Was ich nicht bedacht hatte:
Die Franzosen sind bekanntlich ein recht streiklustiges Völkchen, und
natürlich mußte genau dann, wenn ich einmal in Paris bin, die Gewerkschaft
für öffentliche Verkehrsmittel streiken.
Mein Zug fuhr also nicht wie gewohnt vom Gare du Nord, sondern vom Gare
de l’Est ab. Das erfuhr ich aber erst, als ich schon am Gare du Nord
war. Zurück also. Dort mußte ich dann erst ewig warten, bis eine Lautsprecheransage
meinen Zug durchsagte. Als Ausländerin konnte ich aber den Bahnsteig,
auf dem der Zug abfuhr, nicht verstehen. Im Sog der genervten Arbeiter
versuchte ich, einen Schaffner zu finden. Nachdem dies geglückt war,
quetschte ich mich noch als eine der letzten in den Zug. Die Türen konnten
gerade noch einigermaßen geschlossen werden, dann rollte die Sardinenbüchse
aus dem Bahnhof. Die Luft drinnen war mit der einer Jungenumkleidekabine
nach dem Sportunterricht zu vergleichen. (Kom.: Soso, woher weist
denn Du so genau, wie es in einer Jungenumkleidekabine riecht, hä?)
Nachdem ich mich zehn Minuten einigermaßen erfolgreich gegen die Ohnmachtsanfälle
gewehrt hatte, stiegen an der ersten Haltestelle genügend Leute aus,
sodaß ich einen Sitzplatz ergattern konnte. Völlig am Ende sank ich
in mich zusammen, froh, die letzten zehn Minuten sicher und bequem auf
meinem Hintern sitzend verbringen zu können. Ich erwachte von der Stimme
eines Mannes an meinem Ohr, der sagte. „Excusez-moi, Mademoiselle, je
dois descendre!“(Entschuldigen sie, Fräulein, ich muß aussteigen!).
Ich war mit meinem Kopf auf der Schulter des Mannes eingeschlafen!!
( Kom.: Wer hat jetzt alles gedacht: die dumme Nuss ist doch sicher
nur in den Falschen Zug eingestiegen. Na? Ok, ich auch ;))
Maneula